Die Uferpromenade am Schlachtensee
Die Erben des "grimmen Bären" haben für das Dorf keine Verwendung. Franziskaner freuen sich über neue Fischgründe und eine Hütte wässert seit Generationen die Münder der Berliner.
Was?
Uferpromenade am Schlachtensee
Wo?
Schlachtensee, Zehlendorf
Wann?
Promenade angelegt um 1840
Ludovica Hesekiel beschloss, ihren Brieffreund Theodor Fontane mit einem Gedicht zu überraschen.
Gemeinsam war beiden nicht nur die Liebe zur Schriftstellerei, sondern gleichermaßen die Leidenschaft, umfangreiche Naturspaziergänge als erfüllend zu empfinden. Gerade erst hatte Ludovica die Biografie über ihre Namensvetterin Elisabeth Luise (Ludovica), Gemahlin Friedrich Wilhelms IV. beendet und suchte nun wieder einmal Zuflucht und Zerstreuung in der Brandenburgischen Seenlandschaft zwischen ihrem Wohnort Potsdam und der pulsierenden Weltmetropole Berlin.
Eine reizende Uferpromenade hatte es ihr dabei besonders angetan. Auf der höher gelegenen Aussichtswiese ließ sie ihre Augen erbaulich an der geschwungenen Schilfböschung entlangmäandern und suchte im Geiste nach Worten, die den dieserorts ausgetragenen mittelalterlichen Revierstreitigkeiten lyrisch gerecht werden könnten.
Markgraf Albrecht der Bär, Gründer der Mark Brandenburg, kam dabei besonders vorteilhaft weg. Als "grimmer Bär von Askanien" huldigt sie seinen Erfolgen im Feld und seiner Weitsichtigkeit in Bezug auf die Mark Brandenburg. Dabei waren es seine gemeinsam regierenden Enkel Johann I. und Otto III. von Askanien, die 1242 in ihrer fortwährenden Geldnot die Dörfer Cedelendorp (Zehlendorf) und Slatdorp (nach dem der See benannt wurde) für sagenhafte 400 Mark an das reiche Zisterzienserkloster Lehnin verkauften und somit der zukünftigen grünen Lunge Berlins eine völlig neue Zukunft schenkten, die mit der 1750 angelegten Fischerhütte ein bis heute ungebrochen beliebtes Ausflugsziel bildet.
Ludovicas Gedicht erntete einige Bewunderung, doch wirklicher Weltruhm blieb ihm genauso verwehrt, wie dem Berliner Ortsteil Zehlendorf. Dessen zahlreiche Geheimnisse, Bauschönheiten, populäre Bewohner und Besucher dürfen Sie herzlich gern in unseren Stadtführungen entdecken!
Der Schlachtensee
Die Kiefern neigen sich leise / blau liegt und still der See,
wir lauschen der alten Kunde / von Wendenlust und Weh.
Da kamen die Sachsen gezogen / hinein ins Heveller-Land,
und christliche Tempel erhoben / sich wo ein Götze stand.
Der grimme Bär von Askanien, / der brach der Wenden Macht,
der hat zuerst von allen / der Marken Größe gedacht.
Und endlich sanken die Wenden / besiegt und geschlagen dahin;
es donnert über die Kiefern, / wild heult der Sturm darin.
Der Regen peitscht die Wellen, / die lachende Schar wird stumm,
Am Schlachtensee die Geister / der alten Wenden gehen um.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Dann besuchen Sie gerne unsere Führungen, es gibt noch viele spannende Geschichten zu erzählen! Wir freuen uns auf Sie!
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